6) Der Zeitfaktor!

 

Die gesamte Wirtschaftswissenschaft baut bewusst oder unbewusst auf einem Gleichgewichtsmodell auf. Die Darstellung des Gesetzes von Angebot und Nachfrage als Waage macht das deutlich. Noch deutlicher ist das am Beispiel der Quantätstheorie. Da ist auf der einen Seite das Geld und auf der anderen das Warenangebot mit der stillschweigenden Annahme es seien Äquivalente.

Die Gleichgewichtstheorie geht dann so weit, dass angenommen wird jeder Verkauf einer Ware schaffe das Einkommen um ein gleiches Warenangebot wieder zu schaffen. Im Zeitpunkt des Verkaufes stimmt das auch, aber wie schaut die Sache in der Realität aus?

Nehmen wir der Einfachheit halber an, Geld bestehe nur aus Silbermünzen, was ja in der Geschichte auch oft der Fall war, und wir stellen jetzt fest, dass Warenangebot und Geldnachfrage auf dem Markt sich die Waage halten und ein gewisser Preis ausgehandelt wurde. Nehmen wir weiter an, dass der Käufer die Ware nicht zum Eigenbedarf gekauft hat, denn dann würde sie ja vom Markt verschwinden, sondern zum Wiederverkauf.

Normalerweise hat auch der Verkäufer, der nun das Geld hat, nicht die Absicht das Geld dauernd aus dem Markt zu nehmen. Es hat ja für ihn auch nur einen Wert, wenn er dafür etwas kaufen kann. Allerdings hat er mehr Zeit als der Warenbesitzer. Sein Geld verdirbt nicht und wird nicht unmodern und verursacht kaum Lagerkosten. Er kann es auch verleihen und dafür Zinsen bekommen.

Bringen wir jetzt den Zeitfaktor ins Spiel und schauen wir in einem Jahr die Sachlage wieder an. Da ist dem Warenbesitzer ein Teil seiner Waren verdorben, während das Vermögen des Geldbesitzers durch die Zinsen gewachsen ist. Auf die Gesamtheit aller Waren und Geldbesitzer gesehen, hat sich das Verhältnis von Waren zu Geld also folgendermaßen verändert. Es stehen nun einer durch die Zinsen gewachsenen Geldmenge eine durch Verderb geringere Warenmenge gegenüber. An sich würde das bedeuten, dass jetzt die Waren höhere Preise erzielen könnten und das würde nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage auch passieren. Warum passiert es aber in der realen Wirtschaft nicht?

Ganz einfach! Weil nicht die gesamte Geldmenge auf den Markt kommt sondern nur ein Teil davon. De facto sogar nur ein winziger Teil. Der andere wird als vermeintliches Wertaufbewahrungsmittel außerhalb des Marktes aufbewahrt. Die Annahme, dass alles Geld auf dem Markt wirksam ist, kann nur als Fabel bezeichnet werden.

Wird die Sache jahrelang fortgesetzt, sind die meisten Waren verdorben und damit ist der wahre Gegenwert des Geldes verschwunden.

Wenn heute alle Geld und Geldguthabenbesitzer etwas auf dem Markt kaufen würden, wäre die Sache sofort offenkundig. Das Geld ist schon heute nichts mehr wert! Sein scheinbarer Wert ist nur deshalb gegeben, weil es nicht zum Kauf von Waren verwendet wird! Solange kein größerer Teil der Geldmenge auf dem Markt kommt, als von anderen gespart wird, kann das lange verschleiert werden.

Lange, aber nicht für immer - dann kommt die Hyperinflation. Die wird nicht nur durch übertriebenes Drucken von Geld ausgelöst - was oft nur zusätzlich getan wird um den scheinbaren Mangel an Geld für die hohen steigenden Preise auszugleichen. Das ist natürlich Öl ins Feuer gießen. Später sucht man dann die Schuld daran und dass die ganze Inflation schon lange vorher gemacht worden war, wird vertuscht. Man will ja dasselbe Spiel nachher, nach einer Geldreform wieder von vorne beginnen.

Wenn nun jemand fragt, was dieser Beitrag auf der Gogoseite zu suchen hat, ist die Antwort die, dass die Gogos ein Tauschmittel sind, welches auf dem Markt bleiben muß. Deshalb können sich keine großen still-liegenden Guthaben bilden und die Betonung ist hier auf still-liegend. Es wird große Gogoguthaben geben, aber sie müssen von anderen auf den Markt gegeben werden, weil es auch ihnen Kosten verursachen würde, die Gogos nicht zu verwenden. Ob der Verleiher die Gogos selber auf den Markt bringt oder sein Schuldner, ist dabei für die Gesamtwirtschaft bedeutungslos. Niemand wird durch angedrohte Zurückhaltung Zinsen erpressen können. Zinsen werden nur so lange bezahlt werden, als es die Gewinne erlauben. Verringern sich durch Kapital und Warenfülle die Gewinne, sinken auch die Zinsen.

Bald wird man für Gogos keine Zinsen mehr bekommen und deshalb werden die Leute sie nicht mehr übermäßig anhäufen und lieber reale Werte als Wertaufbewahrung benützen. Auch heute müssen ja für die Zinsen viele Leute reale Werte schaffen und verkaufen, um die Zinsen zu zahlen und sie müssen diese Zinsen in den Preisen ihrer Waren verstecken und kassieren. Sinken die Zinsen, dann sinkt auch dieser Kostenanteil in den Preisen und da es ja bei den Gogos keine allgemeine Preissenkung (Deflation) geben kann, erhöht sich dafür der Arbeitskostenanteil. Die Leute werden im Verhältnis zu den im Durchschnitt gleich bleibenden Preisen (Einzelpreise werden sich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage weiterhin verändern) mehr verdienen. Das ist alles.

Es wird viel mehr sein, was verdient werden wird von den Arbeitenden sowohl von selbständigen wie unselbständigen Arbeitern. Da es ja keine lohndrückende Arbeitslosigkeit mehr geben wird, werden auch die unselbständigen Arbeiter ihre Löhne laufend erhöhen können. Die Selbständigen können durch Verringerung der Kapitalkosten und im Allgemeinen stabilen Verkaufspreisen ihrer Güter auch ihre Unternehmergewinne um den Betrag erhöhen, der den geringeren Kapitalkosten entspricht. Falls sie allerdings Mitarbeiter haben, werden sie einen Teil dieses Mehrgewinnes mit ihnen teilen müssen, sonst wandern die zur Konkurrenz ab.

Der Kapitalkostenanteil in den Preisen wird sich mit jeder Zinssenkung verkleinern und in Arbeitskostenanteile übergeführt werden.